Im Adipositas-Netzwerk bündeln das KSW, das GZO Spital Wetzikon und die Spitäler Schaffhausen ihre Fachkompetenz zur Betreuung adipöser Patienten. In interdisziplinärer Zusammenarbeit werden konservative und chirurgische Behandlungen angeboten.
Übergewichtige und adipöse Menschen leiden oft unter ernsthaften Begleiterkrankungen, psychische Belastungen erschweren die Situation zusätzlich. Viele fühlen sich wegen ihrer Körperfülle stigmatisiert. Nebst gedankenlosen Bemerkungen können auch gutgemeinte Ratschläge verletzen, denn sie reduzieren die vielschichtigen Ursachen der Krankheit zumeist auf das Essverhalten.
Interdisziplinärer Ansatz erforderlich
In der Schweiz sind derzeit rund 41 Prozent der erwachsenen Bevölkerung und 19 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig oder adipös. Der Trend beunruhigt, die Zahl adipöser Menschen hat sich innert 30 Jahren verdreifacht. Eine auf Dauer erfolgreiche Behandlung setzt interdisziplinäre Ansätze voraus. Um den Betroffenen wohnortnah und unter Einbezug des Hausarztes eine qualitativ hochstehende Betreuung anbieten zu können, haben sich dieses Jahr das KSW, das GZO Spital Wetzikon und die Spitäler Schaffhausen zum Adipositas-Netzwerk zusammengeschlossen. In enger Kooperation bieten wir im Netzwerk konservative und chirurgische Behandlungen an.
Die meisten Patienten kontaktieren das Spital erst, wenn alle Möglichkeiten einer konservativen Behandlung ausgeschöpft sind. Zum typischen Muster ihrer Vorgeschichten gehören Diätprogramme aller Art mit anschliessendem „Jojo-Effekt“ sowie Programme mit sportlicher Betätigung, die regelmässig wieder versanden. Zum Erfolg führen all diese Bemühungen nur bei eiserner Disziplin, die Anstrengungen werden immer wieder unterschätzt. Auf einfachem Weg schlank werden ist nicht möglich, denn schon kleine Erfolge auf der Waage setzen einen beträchtlichen Aufwand und eine starke Motivation voraus. Schwieriger noch wird es für die meisten, anschliessende Rückfälle zu vermeiden. Gewichtsreduktionen bringen den Körper zunächst in eine labile Situation, denn die ausgeschütteten Hormone stimulieren zum Essen. Der Körper folgt einer Art Gedächtnis, das ihn beharrlich zum höchsten jemals erreichten Gewicht zurückführen will.
Begleiterkrankungen behandeln und heilen
Je später die professionelle Hilfe einsetzt, umso schwieriger wird es, konservativ sein Gewicht auf Dauer zu reduzieren. Und je länger man zuwartet, umso bedrohlicher werden auch die Begleiterkrankungen. Der Ernst der Lage offenbart sich spätestens dann, wenn der gewohnte Alltag wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt. Das Gehen wird beschwerlich, Krankheiten akzentuieren sich oder Adipositas assoziierte Begleiterkrankungen wie die Zuckerkrankheit treten auf.
Ein anderes Motiv für den Ruf nach professioneller Hilfe zeigt sich zunehmend bei Jüngeren. In der Verwandtschaft oder im Bekanntenkreis hat sich jemand einer chirurgischen Adipositas-Behandlung unterzogen und damit gezeigt: Es gibt eine Chance. Während sich das Körpergewicht mit konservativen Massnahmen wie zum Beispiel Diäten in der Regel um 5 bis 10 Prozent reduzieren lässt, kann eine Operation auf Dauer einen Verlust von 50 bis 70 Prozent des Übergewichtes bewirken.
Die Operation ist zwar ein wichtiger Baustein in der Behandlung von Adipositas, kann aber keinesfalls als alleinige Lösung angesehen werden. Um das Übergewicht dauerhaft zu senken und die mit der Adipositas zusammenhängenden Probleme körperlicher und seelischer Art zu lösen, muss der Patient in einem zu Beginn sehr umfassendes und lebenslanges Nachsorgeprogramm betreut werden.
Primäres Ziel einer chirurgischen Adipositas-Behandlung ist es, Begleiterkrankungen zu mildern. In bestimmten Fällen wie zum Beispiel bei Diabetes mellitus Typ 2 ist auch eine Heilung möglich. Enttäuscht werden hingegen Patienten mit der Erwartung, durch den Eingriff sofort auch schöner zu werden. Es kann sogar das Gegenteil eintreffen, denn auch eine gesunde Haut vermag sich nach einer markanten Gewichtsreduktion nur sehr zögerlich der veränderten Körperform anzupassen. In einigen Fällen ist in der Folge ein kosmetischer Eingriff sinnvoll, dieser geht auf Rechnung des Patienten.