Für Markus Falkensammer ist klar: «Ich würde sofort wieder hingehen.» Mit seinem zweimonatigen Arbeitseinsatz in Tansania konnte der Arzt im Alltag Entscheidendes bewirken, musste sich aber angesichts begrenzter Kapazitäten im Spital auch zu harten Entscheidungen durchringen: «Man kann nicht operieren bis zum Umfallen.»
Gespräch mit Dr. med. Markus L. Falkensammer, Oberarzt Klinik für Orthopädie und Traumatologie
Herr Falkensammer, wann ist der Funke gesprungen?
Auf Anhieb. Über eine Partnerschaft des Waidspitals mit dem Spital in Ifisi (Tansania) ergaben sich erste Kontakte. Zunächst reisten meine Frau und ich – damals erst mit zwei Kindern – für einen kürzeren Erkundungsaufenthalt in das ostafrikanische Land und besuchten auch das Spital. Der Funke sprang sofort über und wir sahen: Ja, es geht auch mit Kindern problemlos. Ich konnte etwas unbezahlten Urlaub nehmen und mit Ferientagen auf zwei Monate verlängern, meine Frau nutzte ihren Mutterschaftsurlaub. Christa konnte als Wirtschaftsinformatikerin am Ausbau der IT-Projekte vor Ort mitwirken. Das Flugticket für unser drittes und jüngstes Kind lösten wir schon vor seiner Geburt.
Was ist in Tansania anders?
Eigentlich alles, auch aus Sicht des Traumatologen: Der Alltag ist voller Unfallgefahren, die medizinische Versorgung ist begrenzt, und Zeit wird als dehnbarer Begriff aufgefasst – leider auch in Notfällen. Dennoch: Unsere Zeit in Tansania war für die ganze Familie ausserordentlich bereichernd, und beruflich konnte ich einiges bewirken.
Sie haben im Team mit lokalen Fachleuten zusammengearbeitet. Klappte das auf Anhieb?
Es ist natürlich ein Lernprozess, beide Seiten müssen aufeinander zugehen. Fachliches lässt sich besprechen, die Mentalitätsunterschiede erfordern viel Sensibilität. So wird in afrikanischen Sphären Zeit als unbeschränkt verfügbares Gut wahrgenommen.
Stresst das?
Uns Europäer schon, vor allem wenn ein Notfallpatient wartet.
Wie geht man damit um?
Sich einfach auf den gegebenen Rhythmus einlassen geht nicht. Denn eigentlich warten immer Patienten mit dringlichen Anliegen. Zackig auftreten und laut werden ist auch keine Option, denn damit blockiere ich das ganze Team, und es läuft gar nichts mehr. Am besten versucht man, aus einer gewissen Ruhe heraus und mit grösster Sensibilität etwas Drive zu geben, damit sich beide Seiten irgendwo in der Mitte finden. Insgesamt empfand ich die Teamarbeit als sehr belebend. Es war spannend zu sehen, wie mit einfachen Mitteln das Bestmögliche vollbracht wird.