Der Griff zu Schokolade ist oft mit schlechtem Gewissen verbunden – zu Unrecht. Sie schmeckt zwar gut, doch man fürchtet die Kalorien. Der Arzt gibt Entwarnung. Bei richtiger Anwendung ist Schokolade gesund und schont die Figur.
Prof. Dr. med. Peter E. Ballmer, Direktor Departement Medizin
Die Kalorienangaben auf der Verpackung von Schokolade sind eher deftig, dennoch soll ihr massvoller Genuss nicht dick machen. Wie passt das zusammen?
Das ist kein Widerspruch. Bei massvollem Genuss hat Schokolade keinen negativen Einfluss auf das Körpergewicht. Namentlich dunkle Sorten mit hohem Kakao-Anteil sind dank sekundärer Pflanzenstoffe wie Flavonoiden eigentliche Antioxidantien-Bomben. Diese Stoffe fördern die Fettverbrennung. Zudem erzeugt Schokolade schnell ein Sättigungsgefühl, wodurch andere Naschereien eher entfallen. Durch diese Effekte werden die in Form von Schokolade eingenommenen Kalorien mehr als nur kompensiert.
Ist das nachgewiesen?
Der Effekt schon. Beobachtungsreihen haben gezeigt, dass Schokoladeesser einen niedrigeren Body-Mass-Index* aufweisen als enthaltsame Vergleichspersonen. Die Kausalität ist aber nicht bewiesen.
Beschränkt sich der gesundheitsfördernde Effekt auf die Gewichtsfrage?
Nein. Positiv ist auch die gefässschützende Wirkung, d.h. diejenige gegen Arteriosklerose. Das Risiko für Schlaganfall, Herzkranzprobleme und Bluthochdruck sinkt, auch das Entzündungsrisiko ist tiefer. Flavonoide, speziell die Flavanole, hemmen zudem auch die Aktivierung von Thrombozyten und mindern so die Gefahr der Entstehung von Blutgerinnseln z.B. in den Herzkranzgefässen.
Schokolade ist nicht gleich Schokolade. Welche ist die gesündere?
Je dunkler, umso gesünder, aber das heisst auch je bitterer, umso gesünder. Irgendwo im Bereich von gegen 90 Prozent Kakaoanteil wird es für viele ungemütlich. Man muss sich ja nicht kasteien, schon im etwas tieferen Bereich (bis 70 Prozent) findet sich eine gesunde Schokolade.
Welche Nebenwirkungen treten auf?
Keine.
Würde Schokolade heute als Heilmittel zugelassen?
Nein. Die Wirkung ist zwar nennenswert, aber die ausgesprochen vielfältige stoffliche Zusammensetzung der Kakaobohne würde wohl alle heutigen Nachweisverfahren heillos überfordern. Zudem bestehen keine prospektiven Interventionsstudien, welche die günstigen Herz-Kreislauf-Effekte beweisen könnten.
So kann ich also ohne Gewissensbisse in die nächste Schokolade beissen?
Nur wenn sie aus fairem Handel stammt. Die sozialen Aspekte bei der Kakaogewinnung müssen uns sehr wohl interessieren. Der Aufpreis für fair produzierte Schokolade ist für die Beschäftigten im Herstellungsland entscheidend, in unserem Portemonnaie hinterlässt er aber nur winzige Spuren im Rappen-Bereich.